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„Vergiss nie, welch wundersame Kraft zur Heilung in jedem von uns steckt, sie ist nur durch die Sucht betäubt.“
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Selbstbeschreibung

Es gibt Umwege, lange und kurze Wege, an manchen Stellen sind sie steinig, an anderen wunderschön und bunt, manchmal hält man an und manchmal geht man in seinem Tempo durch. Sucht ist so ein Weg. Ein Weg, den ich sehr lange ging, eigentlich seitdem ich denken konnte. Ich habe viele verschiedene Formen von Sucht im Laufe meines Lebens durchgemacht, aufgewachsen in Co-Abhängigkeitsstrukturen, erlebte ich übersteigertes Arbeiten, verschiedene Ausprägungen von Essstörungen, Beziehungssucht, psychische Einschränkungen wie Depressionen und letztendlich, bis vor einigen Jahren, auch noch eine Zeit lang Alkohol- und Tablettensucht. 

 

Hätte mir ganz frühzeitig, am Anfang meiner Geschichte jemand erzählt, „Hey, schau dir mal das Thema Co-Abhängigkeit an, dann kannst du an dir arbeiten“ hätte das vieles verhindern können. Ich hätte dem Glauben geschenkt und es wenigstens versucht. Was ich meine ist nicht die „klassische“ Geschichte von einer Person, die sich um alles getrunken/konsumiert hat, die man hier im ersten Moment vor Augen hat. Nein, es ist die Geschichte von einem Menschen, den es jederzeit und überall um uns herum gibt, die jeden Moment passiert, eine Suchtgeschichte die „Alle“ haben könnten, die nicht einmal auffällt.

 

Ich bin in „geordneten Verhältnissen“ aufgewachsen. Meine Eltern waren nach außen freundlich, gebildet, die Familie war unauffällig und intakt, der Vater erfolgreich. Die Fassade stimmte. Innen jedoch -und dass ist das, was Kinder allein schon intuitiv wahrnehmen- war nichts geordnet. Meine Mutter war stark depressiv und tablettenabhängig, in einer unglücklichen, toxischen Beziehung gefangen, permanent kränkelnd. Mein Vater trank abends stark, war dann cholerisch und wurde zunehmend depressiver über die Jahre. Tagsüber stürzte er sich in die Arbeit, um nichts zu spüren. Als Kind war das für mich „normal“, ich kannte es ja nicht anders. Ich funktionierte erwartungsgemäß gut, selbstverständlich habe ich mich den Gegebenheiten angepasst. Ich konnte aus weiter Entfernung sehen, in welcher Stimmung meine Eltern oder andere Menschen waren, erahnte ohne Worte ihre Bedürfnisse und versuchte diese zu erfüllen, war höflich und vorauseilend. Emotional war ich auf mich gestellt.

 

Gerade dieses „Wohlverhalten“ ebnete den Weg in ein Missbrauchsgeschehen, dass ich im Alter von 9 Jahren erlebte, erwartungsgemäß nahm keiner die Veränderungen an mir wahr. Mit 11 begann ich mit Binge Eating. Im Laufe der Teenagerzeit veränderte sich naturgemäß die emotionale Anbindung an das Elternhaus, ich konnte mich ablösen und zog direkt mit 18 Jahren aus. Schade nur, dass ich, ohne es zu wissen und ohne dafür sensibilisiert zu sein, an einen noch viel schwereren Alkoholiker geriet, als mein Vater es war. Die Beziehung war toxisch, ungleich in den Kräften und gewaltgeprägt. Fast sieben Jahre habe ich für den Beziehungserhalt gekämpft, erfolglos. Und da er den Alkohol nicht aus seinem Leben verabschieden wollte, ging einfach ich.

 

Die Zeiten wurden ruhiger. Ich schloss mein Studium ab, war glücklich verheiratet, wir kauften ein Haus, ich hatte meine Tochter und einen Traumjob. Die Veränderungen nahm ich nicht wirklich wahr, es begann erneut eine Zeit mit Essstörungen. Diesmal Bulimie, ich wurde zunehmend depressiver, erfüllte meine Arbeit aber trotzdem mit „Perfektionismus-Gen“. Vieles was ich vorgelebt bekommen hatte in meiner Ursprungsfamilie. 2008 war es dann soweit, die Missachtung meiner Bedürfnisse gegenüber mir selber gipfelte mit 39 Jahren in mehreren Herzinfarkten. Ich wurde aus dem aktiven Dienst entlassen und konnte und wusste mit mir und meiner freien Zeit, den mangelnden Erfolgserlebnissen und ohne die stringente Struktur nicht umzugehen. Letztendlich fand ich mich Jahre später in einer Alkohol- und Tablettenabhängigkeit wieder und meine Ehe war genau am 25ten Hochzeitstag gescheitert.

 

Nun war ich gezwungen, mein ganzes Leben anzuschauen und zu erkennen, dass meine „Suchtgeschichte“ letztendlich irgendwann in der frühen Kindheit begonnen hatte, mit einer Co-Abhängigkeit, ich mehrere Suchtverlagerungen erlebt hatte und leider genau dort endete, wo ich nie hätte ankommen wollen. In einer Sucht, wie auch mein Vater sie damals hatte. Auch ich hatte ungewollt ein Stück weg meine Tochter und andere Menschen mit hineingezogen - das Letzte, was meine Absicht war. Mit dem Wissen von heute hätte mir und Anderen vieles erspart werden können.

 

Dieses Wissen möchte ich gerne den Betroffenen zur Verfügung stellen, denen es heute und hoffentlich rechtzeitiger helfen kann einen gesünderen Weg als ich zu gehen. Das ist mein Ziel, mit dem ich das Projekt „back-me-up“ unterstützen möchte. Letztendlich sind meine größten Kämpfe heute zu meinen größten Siegen geworden und ich kann jetzt sagen, dass ich ein suchtfreies und erfülltes Leben genieße. Gerne begleite ich dich als Angehörige*r auf deinem individuellen Weg.

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